Karawanenleben in der Blauen Manege

Die Zeit der Corona-Pandemie und des Umzugs:

In der Zeit vor, während und auch nach dem Umzug vom Speicher XI in die Blaue Manege waren das Karawanenleben und das Leben im BlauHaus insgesamt geprägt von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen. Gemeinschaftliches Leben ohne die gewohnten Treffen in großen und kleinen Gruppen, bei Projekten, beim Kochen, Essen, Klönen und auch Feiern, war über viele Monate hinweg kaum möglich. Besonders jene, die mehr als andere auf gemeinsame Aktivitäten und soziale Kontakte angewiesen sind, haben das zu spüren bekommen.
Aber es gab auch viele Ideen und Initiativen, dem Corona-Blues zu trotzen. Ein Beispiel dafür waren die Sonntagskonzerte vom Frühjahr bis zum Herbst 2020.

Parallel dazu waren die monatelangen Umzugsvorbereitungen und -arbeiten für alle Beteiligten eine Zeit der Kristallisation von Vergangenheit und Zukunft in der Gegen-wart, eine intensive Phase des Neubeginns. Der Prozess des Abschiednehmens ging Hand in Hand mit dem Aneignen des Neuen.
Viele haben mitgeholfen beim Aus- und Einbau und der Einrichtung der Blauen Manege.

Jetzt ist die Blaue Manege das Quartierszentrum für das Leben im BlauHaus-Projekt und in seiner nachbarschaftlichen Umgebung.

Der Alltag des Karawanenlebens

Seit Dezember 2020 sind die wunderschönen, großen und hellen Räume in der Blauen Manege, einem Holzgebäude am Kommodore-Johnsen-Boulevard mit charakteristischer Sheddach-Architektur, die Karawanserei der Blauen Karawane, manche Räume, wie die beiden Büros, die Holzwerkstatt oder das Keramik-Atelier, haben unverkennbar eine besondere Funktion. Andere können auf verschiedene Art und Weise mit Leben gefüllt werden.

Das lässt nie lang auf sich warten: Bald wird in der Küche geschnippelt und gebrutzelt und zur Mittagszeit sitzen ungefähr 20 Leute, Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft um den langen, ovalen Tisch im großen Mehrzweck- und Begegnungsraum und genießen eine türkische oder arabische Haupt- und Nachspeise oder einfach eine Gemüsesuppe – mit Rindfleisch oder vegetarisch – versteht sich. Denn manche sind Muslim:innen. Wer, weiß aber niemand so genau.  Es wird auch viel erzählt beim Mittagessen, oder es werden Absprachen getroffen.

Nach dem Mittagessen gehen manche in die Küche zum Abwaschen, andere rauchen eine Zigarette. Und wieder andere setzen sich an den Tisch im Keramik-Atelier und holen sich etwas Ton oder ein schon modelliertes Gefäß, das nun glasiert werden soll.  Andere kommen dazu und Ratschläge werden gegeben über eine komplizierte Figur. Hinweise von links und rechts. Schließlich hat jemand eine Idee, wie das Problem zu lösen ist. Und die Kursleiterin bietet Rat, wenn jemand nicht mehr weiterweiß. Im Wesentlichen aber arbeitet sie an ihren eigenen Tonfiguren. Manche schauen interessiert zu. Andere machen eine Pause und holen sich einen Kaffee. Die Kaffeemaschine ist immer in Betrieb. Sie läuft den ganzen Tag.

Zur gleichen Zeit trifft sich eine Gruppe im inzwischen aufgeräumten Begegnungsraum und beugt sich über ein riesiges Blatt Papier: ein erster Entwurf für eine neue Konstruktion aus Bambus. Fachmännisch wird sie begutachtet. Schnell steht fest, was geht und was nicht. Zum Ausprobieren holt jemand ein paar Bambushölzer aus dem Lager und dicke Taue zum Zusammenbinden. Mit geübten Knoten. Wie gut, dass der Raum so groß ist und auf dem Tisch viel Platz.

Plötzlich ohrenbetäubender Lärm: Im Probenraum nebenan – nur durch eine Schiebewand abgetrennt – fängt jemand an, Schlagzeug zu spielen. „Na, hallooo, das geht aber gar nicht!“ wird er zur Raison gebracht. Da wird das Schlagzeug wohl bis zur Nacht warten müssen. Denn bis in den späten Abend trifft sich noch die Theatergruppe. Oder die Trommelgruppe. Oder die Mittwochsgruppe, in der informiert, geplant und organisiert wird.

So oder ähnlich sieht der Alltag des Karawanenlebens in der Blauen Manege aus: quirlig, vielfältig, immer in Bewegung. Aber was auf den ersten Blick eher chaotisch wirken mag, hat sein ganz eigenes System: Hier findet jede:r seinen oder ihren Platz in einem großen „Raum“, ohne dass jemand sagt, wo dieser Platz ist. Hier wird nichts vorgegeben – dafür gibt es keine Instanz. Jede:r bringt sich dort ein, wo er oder sie sich am besten aufgehoben fühlt.

Die Räume

Zentraler Treffpunkt ist der Begegnungsraum. Hier wird miteinander diskutiert, geplant, zu Mittag gegessen und gefeiert. Hier werden auch die Ideen für neue blaue Projekte und Aktionen entwickelt. Der Begegnungsraum ist multifunktional nutzbar und in seiner Größe variabel. Er wird für Diskussionsveranstaltungen und Seminare, für Netzwerk-Treffen und soziale Aktivitäten, aber auch für Proben der Theater- und Showgruppe genutzt. Und natürlich für alle Feste, die die Blaue Karawane feiert, mit Buffet, Show-Einlagen, Musik und Tanz.

Die professionell ausgestattete Küche ist über einen Tresen Bereich mit dem Begegnungsraum verbunden und sowohl für den Alltag als auch für Veranstaltungen nutzbar.

Ateliers und Werkstätten bieten Raum für künstlerische Tätigkeiten wie Malerei, Bildhauer- und Keramikarbeiten. Die Holz- und Metallwerkstatt ist professionell ausgestattet und steht allen offen, die Dinge für sich selbst anfertigen, reparieren oder künstlerische Ideen umsetzen wollen. Sie sind die Orte, an denen Menschen die Dinge (wieder) in die eigene Hand nehmen – ganz für sich oder unter fachlicher Anleitung.

In der Medienwerkstatt wird mit Fotos und Videos gearbeitet. Die wunderbaren Fotos auf dieser Website kommen alle dorther.

Das Angebot

Grundsätzlich stellt die Blaue Karawane allen Interessierten „Raum“ zur Verfügung, um sich kreativ zu entfalten. Allein oder in einer Gruppe. Mit Anleitung oder ohne. Die Blaue Karawane macht keine Angebote im herkömmlichen Sinne, in denen der/die Anleiter:in sagt, was gemacht wird und die Teilnehmer:innen der Anweisung folgen.

Alle Angebote können von den Aktiven der Blauen Karawane genutzt werden, aber auch von Nachbar:innen oder Interessierten aus dem Stadtteil.

Derzeit gibt es folgende künstlerische Gruppenangebote:

      • die Malgruppe
      • ​die Keramikgruppe
      • einen Holzbildhauerkurs
      • die Theater-bzw. Showgruppe
      • eine Musikgruppe
      • den Singekreis

Darüber hinaus finden Diskussions- und Arbeitstreffen statt, wie z.B. die Mittwochstreffen, in denen alle Informationen zusammenlaufen und das, was in den kommenden Monaten ansteht, geplant und organisiert wird. Oder das BlauHaus-Plenum, in dem sich zweimal im Monat diejenigen treffen, die im BlauHaus wohnen.