Das BlauHaus: ein Projekt der Blauen Karawane e.V.
Mitten in der Bremer Überseestadt wurde ab Frühjahr 2017 das BlauHaus gebaut, ein bisher in der BRD einmaliges Modellvorhaben zum gemeinschaftlichen Leben, Wohnen und Arbeiten –
inklusiv, generationenübergreifend und sozialraumorientiert.
Bauherrin ist die Bremer Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA. Die Projektidee wurde von der Blauen Karawane e.V. entwickelt und von ihr in Kooperation mit dem Martinsclub Bremen, der Inklusiven-WG-Bremen und dem Verein Quirl Kinderhäuser e.V. umgesetzt. (Mehr über den Weg von der Idee zur Realisierung des BlauHaus finden Sie unter dem Menupunkt „Eine Idee wird Wirklichkeit“).
Inhaltlich unterscheidet sich das BlauHaus von anderen inklusiven Angeboten dadurch, dass es keine Einrichtung mit Betreuer:innen und Betreuten ist. Alle, die im BlauHaus wohnen, sind Nachbar:innen – im gemeinsamen Projekt und in Verbindung mit den Nachbar:innen im Stadtteil. Professionelle Versorgung erfolgt, wenn sie gewünscht wird, von außen. Mit diesem Ansatz, Raum zu schaffen für selbstbestimmtes Wohnen und nachbarschaftliches Zusammenleben, ist das BlauHaus eine einzigartige Alternative zu konventionellen Wohnformen der Alten- und Behindertenhilfe in Wohnheimen, betreutem Wohnen und Behindertenwerkstätten.
Das Ziel ist gelebte Inklusion –im BlauHaus selbst, im Stadtteil und darüber hinaus: Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben soll zum Gewinn werden – nicht nur für die Bewohner:innen des BlauHaus, sondern für alle, die in dem historisch gewachsenen Bremer Stadtteil Walle und seinem neuen Hafenquartier Überseestadt wohnen, leben und arbeiten. Das BlauHaus soll ein Ort der Gastfreundschaft sein, ein Kristallisationspunkt für ein buntes Leben im neu entstehenden Stadtquartier und für das Zusammenwachsen eines nachbarschaftlichen Milieus.
Das erkennt man bereits an der Gestaltung des Baugrundstücks: Um einen Innenhof mit viel Raum für Begegnung, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten gruppieren sich Wohnungen, Appartements für Studierende, die Blaue Manege mit ihren Ateliers, Werkstätten, Veranstaltungsräumen und einem Café und eine inklusive Kindertagesstätte, getragen vom Verein Quirl Kinderhäuser e.V.
Das BlauHaus: ein Ort zum gemeinsamen Wohnen, Arbeiten und Zusammenleben
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- Im Wohnprojekt BlauHaus gibt es 83 Wohnungen für insgesamt 170 Menschen mit und ohne Hilfebedarf: für Einzelpersonen, Paare und Familien mit und ohne Förderbedarf, Einzelwohnungen und Wohngemeinschaften für körperlich behinderte Personen (z.B. Rollstuhlfahrer:innen) mit Anspruch auf Wohnraumförderung, für schwerstmehrfach behinderte, pflegebedürftige Personen und für eine Wohngruppe von alterspsychisch bzw. an Demenz erkrankten Personen. Ziel ist eine „gesunde“ Mischung von belastbaren und weniger belastbaren Menschen aller Altersstufen und aus allen (Einkommens-) Schichten und Lebensbereichen der Gesellschaft.
- Im BlauHaus kann man nicht nur wohnen, sondern auch arbeiten: Der Ort dafür ist die Blaue Manege, die gleichermaßen das Quartierszentrum der Nachbarschaft ist. Dafür gibt es ein Integrationsprojekt mit sozialversicherungspflichtigen, z.T. niedrigschwelligen Arbeitsplätzen. Es ist ein Beschäftigungs-Mix mit durchlässigen Tätigkeitsbereichen, in den Ateliers, den Werkstätten, im Café und in der Verwaltung. In diesen Bereichen können Professionelle, Halb-Professionelle und Ehrenamtliche aus der Karawane, dem BlauHaus und dem Stadtteil tätig sein – je nach Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Tätigkeiten richten sich aus an den Bedürfnissen der Bewohner:innen des BlauHaus, der Nachbarschaft und des Stadtteils.
- Auch für das Kinderhaus Blau, das für vier altersgemischte Gruppen mit insgesamt 65 Kindern im Alter von 12 Monaten bis 6 Jahren ausgelegt ist, bedeutet die gemeinsame Nutzung von Innenhof und Werkstätten/Ateliers eine Alternative zu konventionellen Formen der Kinderbetreuung: Hier wird das „Aufwachsen in gemeinsamer Verantwortung“ (14. Kinder- und Jugendbericht) und der Bildungsauftrag, sich die „Welt“ anzueignen, zu einem unmittelbaren generationenübergreifenden Erlebnis, dessen Wert darin liegt, nicht isoliert voneinander, sondern in einem verbindlichen sozialen Kontext aufwachsen zu können.
- Garten und Blaue Manege sind der Ort für spontane und regelmäßige Treffen im Stadtteil und für die gemeinschaftliche Planung und Durchführung interner wie öffentlicher Veranstaltungen. Sie sollen den Zusammenhalt und die gemeinsame Identifikation mit den Zielen des Projektes fördern und durch die Vernetzung mit den Bewohner:innen und Akteuren der Überseestadt eine Strahlkraft in Bremen und darüber hinaus entwickeln.
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Verhandlungen im Vorfeld
Ein Inklusionsprojekt wie das BlauHaus an einem Ort zu verwirklichen, der Raum für „Gewerbe, Dienstleistung, Freizeit und Wohnen in bester Wasserlage“ (Hafenkante Bremen) bietet, ist eine Herausforderung, die Moderations- und Verhandlungsprozesse auf unterschiedlichen Ebenen erfordert: mit der Stadt und dem Stadtteilbeirat, mit Bauträgern und Architekten, mit Finanzgebern (Banken und Stiftungen), Kooperations- und Bündnispartnern und den Akteuren in der Überseestadt und im Stadtteil Walle.
Zentrales Anliegen der Blauen Karawane ist die Verbindung mit den Menschen in der Nachbarschaft. Sie soll in den Räumen der Blauen Manege geknüpft werden, die offen ist für alle, die darin gemeinsam tätig werden möchten. Die Blaue Karawane hat sich deshalb in den Verhandlungen mit der GEWOBA die vertragliche Option offengehalten, die Blaue Manege als Eigentum zu erwerben. Eigentümer der Blauen Manege zu sein, würde nicht nur die zukünftigen Mietkosten für die Blaue Karawane reduzieren, sondern vor allem Gestaltungsräume eröffnen, die sich ganz an den Bedürfnissen und Interessen der Bewohner:nnen des BlauHaus und des Stadtteils orientieren.
Unterstützung für das BlauHaus
Schon bisher konnten wir einige prominente Unterstützer:innen gewinnen. Zu nennen sind insbesondere unsere Schirmherrin, Frau Luise Scherf, der inzwischen verstorbene Bauunternehmer und Mäzen Dr. Klaus Hübotter und der Sprecher der Wohlfahrtsverbände, Senatsrat a.D. Dr. Arnold Knigge.
Das Land und die Stadt Bremen unterstützen das Projekt uneingeschränkt: Vom Bürgermeister a.D. (siehe Vorwort zur BlauHaus-Broschüre) über die Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, dem (ehemaligen) Senator für Umwelt, Bau und Verkehr und die entsprechenden Deputationen der Bürgerschaft bis hin zum Stadtteilbeirat Walle wird das BlauHaus als beispielgebendes Impulsprojekt für eine soziale und kulturelle Durchmischung der Stadt und als Beitrag für eine vitale Überseestadt begrüßt (im Leitbild „Bremen ‘20 “ sowie im Verbundprojekt „koopstadt“ – Stadtentwicklung Bremen, Leipzig, Nürnberg).
Tatkräftige Unterstützung für die bauliche Realisierung erhält die Blaue Karawane von der GEWOBA als Bauherrin und dem Architekturbüro GSP, das sich mit erstaunlicher Feinfühligkeit auf die konzeptionellen Anliegen der Blauen Karawane eingelassen hat.
Und, last but not least: Die Stiftung Wohnliche Stadt – Bremen hat für das BlauHaus eine Fördersumme in Höhe von 89.000 € zur Verfügung gestellt. Weitere finanzielle Unterstützung hat die Blaue Karawane bisher erhalten durch die Aktion Mensch (Förderung der Blauen Aktionen auf der B(l)austelle), die PSD-Bank in Bremen (10.000 €), den Förderpreis der Stiftung für Soziale Psychiatrie in der DGSP (2.500 €) und Spenden der Freundinnen und Freunde der Blauen Karawane.