Motto
Willst du ein Schiff bauen, so rufe nicht die Menschen zusammen, um Pläne zu machen, Arbeit zu verteilen, Werkzeuge zu holen und Holz zu schlagen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, endlosen Meer.
Antoine de Saint Exupéry
Die Blaue Karawane e.V. ist ein Zusammenschluss von Menschen aus unterschiedlichen Berufsfeldern und verschiedenen Lebenszusammenhängen.
2020 ist die Blaue Karawane in die Blaue Manege des BlauHaus-Projektes am Kommodore-Johnsen-Boulevard 11 an der Hafenkante in der Überseestadt gezogen. Mit ihren Veranstaltungsräumen, dem Café, den Werkstätten und Ateliers ist sie Anlaufstelle für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung, Menschen, die mit psychischen und/oder körperlichen Einschränkungen leben, für Migrant*innen, die in diesem Land nach einer neuen Heimat suchen, für Frauen und Männer, Alte und Junge, Verrückte und Normale, Menschen aus einem stabilen Umfeld und solche mit existentiellen Nöten, (Früh-) Rentner:innen und Erwerbstätige, Kranke und Gesunde.
Warum gibt es uns?
Die Blaue Karawane ist in Bremen (und darüber hinaus) bekannt für ihre „blauen Aktionen“, mit denen sie gegen die Ausgrenzung von Menschen und für ihre gleichberechtigte Teilhabe an gesellschaftlichen Entwicklungen eintritt. Dahinter steht die Überzeugung, dass eine Gesellschaft reicher wird, wenn sie sich für Menschen, die anders sind, interessiert und das Außergewöhnliche, „Unnormale“ auch bei sich selbst zulassen kann.
Die Blaue Karawane setzt sich mit Phantasie und Kreativität dafür ein, sich von der „Ver-Anstalt-ung“ des Lebens zu verabschieden und die ausgetretenen Pfade der Konvention und eingeengten Denk- und Handlungsweisen zu verlassen, die den Lebensalltag nur allzu oft bestimmen.
Was wir erreichen möchten
1. Konsequent inklusiv
Die psychosoziale Arbeit der Blauen Karawane begann 1981 mit der Auflösung der psychiatrischen Anstalt Kloster Blankenburg. Damit verbunden war die Hoffnung der langjährigen Insass:innen auf ein selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe in ihrer Heimatstadt Bremen.
Die Blaue Karawane lebt von dieser Erfahrung und verwirklicht konsequent den Leitgedanken der UN-Behindertenrechtskonvention. Mit ihren Projekten und Aktivitäten ist sie eine echte Alternative zum gängigen Hilfesystem mit seinen marktbestimmten, auf Rentabilität ausgerichteten professionellen Angeboten und der damit verbundenen Zerstörung vorhandener Sozialräume und gemeinschaftlicher Ressourcen.
Für alle Tätigkeitsbereiche der Blauen Karawane gilt deshalb:
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- Die Blaue Karawane steht allen Interessierten offen.
Dadurch entsteht eine „gesunde“ Mischung von belastbaren und weniger belastbaren Menschen aller Altersstufen und aus allen (Einkommens-) Schichten und Lebensbereichen der Gesellschaft. Diese Mischung trägt dazu bei, die oft starren Grenzen zwischen Normalen und Verrückten, Gesunden und Kranken beweglicher zu gestalten. - Keine Trennung von Hand- und Kopfarbeit.
In den Tätigkeitsbereichen der Blauen Karawane, in Ateliers, Werkstätten und Verwaltung arbeiten Professionelle, Halb-Professionelle und Ehrenamtliche zusammen – je nach Fähigkeiten und Möglichkeiten. Im Kern geht es darum, Anlässe zu schaffen, bei denen Menschen mit unterschiedlichstem kulturellem und sozialem Hintergrund trotz der Diversität ihrer Lebenslagen miteinander in Aktion treten, um ihr Lebensumfeld und ihren Alltag gemeinsam zu gestalten. - Jede:r ist wichtig, jede:r wird gebraucht.
Die Tätigkeiten richten sich nach den Bedürfnissen der Karawanenmitglieder, der Nachbarschaft und des Stadtteils. Die Arbeit von integrativ beschäftigten Personen führt für einige zur (Wieder-) Erlangung eines Platzes auf dem ersten Arbeitsmarkt. Für den größeren Teil ist dies jedoch aufgrund von Beeinträchtigungen, Krankheit und/oder Alter kein erreichbares oder auch anzustrebendes Ziel. Die Integration in eine arbeitstätige soziale Gemeinschaft, in der die Beschäftigten eine Bedeutung, eine Relevanz für die Übrigen haben, ist jedoch ein sehr wohl erreichbares und erstrebenswertes Ziel. Konsequent inklusiv ist auch das Projekt BlauHaus (gemeinschaftliches Leben, Wohnen und Arbeiten in der Überseestadt), das die Blaue Karawane e.V. geplant und in Kooperation mit der GEWOBA geschaffen hat. Teil dieses Projektes ist die Blaue Manege, in der die Blaue Karawane e.V. seit Dezember 2020 ihr Zuhause, ihre Karawanserei, hat.
- Die Blaue Karawane steht allen Interessierten offen.
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2. Nachhaltige Veränderung
Nachhaltigkeit definiert sich nach unserem Verständnis nicht nur auf einer zeitlichen und ökonomischen Ebene. Sie erfordert eine grundlegende Revision der Werte und Praktiken der modernen Gesellschaft (Machbarkeit, Rationalität, Wachstum…). Dies gilt für alle Lebensbereiche und benötigt eine neue Verständigung über Grundwerte wie soziale Gerechtigkeit, Verantwortung, gegenseitigen Respekt und Schutz der Schwachen.
Es ist diese Sehnsucht nach Veränderung, die die Blaue Karawane antreibt: die Sehnsucht nach etwas, das es noch nicht gibt. Und das unbeirrbare Vertrauen in die Gemeinschaft, dass Veränderung möglich ist.
3. Sozialraum- und Ressourcenorientierung
Der Standort der Blauen Karawane in der Überseestadt, Bremens neuem Stadtquartier im Stadtteil Walle, ist ein spannender Ort – aber auch ein spannungsreicher: Denn die Überseestadt droht durch ihre exklusive Lage zu einem Wohngebiet für überwiegend Wohlhabende zu werden und sich von Walle, dem ursprünglich mit der Arbeit im Hafen verbundenen Stadtbezirk, abzukoppeln.
Wir nehmen die Herausforderung an, einen Brückenschlag zwischen beiden Stadtquartieren herzustellen: Wir sind mit unterschiedlichen Gruppierungen im Stadtteil vernetzt, nehmen an Stadtteilfesten und nachbarschaftlichen Aktionen teil oder laden selbst dazu ein und konzentrieren uns mit unseren Projekten und Aktionen auf die Ressourcen der Menschen und des Quartiers (siehe hierzu auch den Menüpunkt BlauHaus).